4th quarter 2021
14 pp. Roman, 340 pp.
2 maps
Part I: 287 pp. text in facsimile reproduction
Part II: 53 pp. text in facsimile reproduction
Einführung zu den Erzählungen in Sumray
Die folgenden Erzählungen der Sumray wurden im Winter 1975/76 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, auf Tonband aufgenommen und vor Ort mit Unterstützung der Erzähler von Herrmann Jungraithmayr und Assan Idriss verschriftlicht und ins Französische übersetzt. Die Erzähler waren Lidna Ngarbasa, Kidkandargi Ouargi, Ouaina Boussou, Made Nemsigui, Assan Idriss und Frau Dodoum; in Lai/Logone standen vor allem Alphonse Ouiminaou, Alphonse Darginy und Desiré Badna als Sprachassistenten zur Verfügung. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation, wie sie nun vorliegt, hat Frau Dr. Eleonore Adwiraah in den früher 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts geleistet.
Von den hier vorgestellten 29 Erzählungen wurden sieben bereits 1981 in einer freien Übersetzung im Band Märchen aus dem Tschad im Verlag Eugen Diederichs in seiner Reihe Die Märchen der Weltliteratur veröffentlicht.
Die Sumray (Soumraye, Somrai, Somré), die ihre Sprache Sibine nennen, leben im Zweistromland (Zwischenstromland, zwischen den Flüssen Logone im Westen und Schari im Nordosten), südöstlich von N’Djaména, im Zentrum der Republik Tschad, etwas südlich des 10. Breitengrades (s. Kartenskizze 1). Die Zahl der Sprecher des Sibine beträgt rund 5.000 (www.dbpedia.org 1993, letzter Zugang 3.8.2021). Zu den frühesten Nachrichten über die Ethnien und Sprachen des Zweistromlandes zählt vor allem, was Gustav Nachtigal in seinem Monumentalwerk Sahara und Sudan, Band II in den Kapiteln 4 bis 7, berichtet. Als Gast des Sultans von Bagirmi, Abu Sekkin, den er 1872 auf dessen Sklavenjagd in die südlich von Busso/Schari gelegenen „Heidenländer“, zu denen auch das der „Somrai“ zählte, begleitet. Der heutige Hauptort der Sumray, Domogou, liegt etwa 5 km nördlich von Gubugu, dem Rastplatz Nachtigals im Lande der Sumray.
Das Sibine besitzt ein – bereits geschwächtes – Ablautsystems, die Zahl der Tonebenen hat sich auf drei erhöht; phonologisch ist die Existenz von zwei zentralen Vokalen, nämlich Ə und Ʌ, im Inhaltsverzeichnis als a wiedergegeben, bemerkenswert. Bezüglich der Markierung der Tonhöhen dieser beiden zentralen Vokale ist zu beachten, dass sie bei Ə aus technischen Gründen im Inhaltsverzeichnis entfallen muss, das Ʌ wird durch unterstrichenes a wiedergegeben.
Die Forschungen in der Republik Tschad zwischen 1971 und 1978 wurden vor allem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Bonn) gefördert. Dafür sowie für die Unterstützung der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation der Texte durch Frau Dr. E. Adwiraah sei hier unser herzlicher Dank ausgedrückt. Dank sei hier auch für die vielfältige Unterstützung seitens staatlicher Stellen in der Republik Tschad zum Ausdruck gebracht. Nicht zuletzt, nein: vor allem gilt unser tief empfundener Dank all den Erzählern und Erzählerinnen, die uns die Geschichten und Fabeln ihres Volkes anvertraut haben. Es ist eine dringende Aufgabe der Afrikanistik, dieses wertvolle Kulturgut afrikanischer Menschen vor dem Vergessenwerden zu retten.
Literatur
Die Tonbandaufnahmen der Erzählungen aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden vom Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften Wien digitalisiert und in seine Bestände aufgenommen. Sie sind dort unter dem Zeichen „Sammlung Herrmann Jungraithmayr 1962-2004, OB112“ katalogisiert und können online unter www.phonogrammarchiv.at aufgerufen werden.
Ganslmayr, Herbert und Jungraithmayr, Herrmann 1977. Gedenkschrift Gustav Nachtigal 1874-1974. Bremen.
Jungraithmayr, Herrmann 1978. Présentation d’un conte en sibine (sumray) – texte, notes et vocabulaire. In: Herrmann Jungraithmayr und Jean-Pierre Caprile (Hrsg.). Cinque textes tchadiques. Berlin.
Jungraithmayr, Herrmann 1981. Märchen aus dem Tschad. Köln/Düsseldorf.
Jungraithmayr, Herrmann und Carsten Peust (in Vorb.). Lexique et grammaire sibiné. Frankfurt / Main.
Lukas, Johannes 1937. Zentralsudanische Studien. Hamburg.
Nachtigal, Gustav 1879-1881, 1889. Sahara und Sudan. Berlin/Leipzig.
Einführung in die Erzählungen in Migama (Sprache der Migami)
Die folgenden Erzählungen der Migami wurden in den Jahren 1972 und von 1973 in N’Djaména, der Hauptstadt der Republik Tschad, sowie in Bongor/Logone, südöstlich von N’Djaména, aufgenommen. Die Erzähler und Sprachassistenten waren Makail Mahamat, Halal Haroun, Damine Abdoullaye, Yves Terap und Abakar Adams. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Präsentation der Texte, hat Frau Dr. Eleonore Adwiraah in den frühen 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts geleistet.
Migama wird von rund 40.000 Migami (Sing. Migamu) östlich der Präfekturhauptstadt Mongo (s. Kartenskizze 2) im Osten der Republik Tschad gesprochen. Die Migami, auch unter dem arabisierenden Namen „Djonkor d’Abou Télfane“ bekannt, leben in 22 Dörfern, von denen vor allem Baro genannt sei, in einer als Abu Telfan bekannten Landschaft. Ihre Lebensgrundlage besteht aus Ackerbau und Viehzucht.
Unsere Aufnahmen geben den Dialekt von Baro wieder. In Baro befindet sich auch seit etwa 80 Jahren eine katholische Mission. Die meisten Migami haben den Islam – vor allem von den im Osten benachbarten Dadjo – angenommen. Daneben spielt aber auch noch der traditionelle Margai-Kult (zóòrá) eine bedeutende Rolle.
Das Migama zählt – zusammen mit dem nordöstlich benachbarten Mubi (von Mangalme) sowie dem weiter westlich gesprochenen Mokilko (s. Band 42 der Westafrikanischen Studien) – zu den sprachgeschichtlich konservativsten Vertretern der tschadischen Sprachfamilie. Grammatik und Lexik zeichnen sich durch reichen stamminternen Ablaut (Apophonie) und reiche Suffixmorphologie, die auch das Genus betrifft – z.B. Singular maskulin -u, feminin -a, Plural -i – aus; der Ton – Hoch und Tief – spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Für die nachhaltige Unterstützung unserer Forschungsarbeiten im Tschad sei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Anerkennung und Dank ausgesprochen. Den Erzählern und einheimischen Sprachassistenten, vor allem Herrn Dr. Abakar Adams, der uns auch in Marburg zur Verfügung stand, sei für die vortreffliche Zusammenarbeit herzlich gedankt. Herrn Rüdiger Köppe gebührt ein besonderer Dank dafür, dass er mit großem Einsatz diesen Schatz von Erzählungen aus dem zentralen Tschad der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Literatur
Jungraithmayr, Herrmann 1975. Der Imperfektivstamm im Migama („Djonkor von Abu Telfan“, Republik Tschad). Folia Orientalia 16: 85-100.
Jungraithmayr, Herrmann 1981. Märchen aus dem Tschad. Köln/Düsseldorf.
Jungraithmayr, Herrmann 1992. Migama. Die Sprache von Wilhelm Raabes „Abu Telfan“. In: Komparative Afrikanistik. Sprach-, geschichts- und literaturwissenschaftliche Aufsätze zu Ehren von Hans G. Mukarovsky anlässlich seines 70. Geburtstags. Hrsg. von E. Ebermann, E.R. Sommerauer und K.É. Thomanek. Wien.
Jungraithmayr, Herrmann und Abakar Abakar Adams 1992. Lexique migama. Migama-francais et francais-migama (Guéra, Tschad) avec une introduction grammaticale. Berlin.
Mathieu, A. 1953. Lexique et grammaire diongor, dialecte de l’Abou-Telfane. Manuskript. Baro.
Raabe, Wilhelm 1867. Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge. Berlin.
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