2013
XII, 230 Seiten
1 Farbkarte, 8 Grafiken, 12 Tabellen und zahlreiche Übersichten
Textsprache: Englisch
Die Boor sind eine ethnische Gruppe von schätzungsweise 8.000 Personen, beheimatet in den Bundesstaaten Bahr-el-Ghazal und West-Äquatoria der Republik Südsudan. Obwohl die Boor erst vor etwa 300 Jahren in diese Region eingewandert sind, wird sie von allen Angehörigen dieser Sprechergruppe als angestammte Heimat empfunden. Die Boor-Sprache wurde von Storch (2005) als Nilo-Saharanisch klassifiziert, mit einer Unterklassifizierung in Nilotisch, West-Nilotisch, Nord-Luo. Innerhalb dieser Unterfamilie ist das Boor die Sprache mit der geringsten Sprecherzahl und nahe verwandt mit dem Shilluk, Anywa, Jur, Thuri, Päri und den südlichen Luo-Sprachen. Wegen seines immensen Einflusses ist das Belanda Bviri, eine der Ubangi-Sprachen, für jede Sprachstudie des Belanda Boor von größter Wichtigkeit.
Die Bezeichnung Belanda Boor stellt eine Komposition aus dem Endonym Boor und dem zentral-sudanischen Bongo-Begriff beerlanda dar. Im Bongo ist beer das generelle Ethnonym für alle luo-sprachigen Nachbarn, wohingegen landa ‚Hügel, Berg‘ bedeutet; somit bezieht sich dieses Kompositum auf die bergbewohnenden Luo. Heutzutage schließt dieser eigentlich deskriptive Bongo-Name die Angehörigen der genetisch nicht verwandten Ubangi-Bviri mit ein. Der Name hebt somit einen der prägendsten Aspekte auf die Sprache und ihre Sprechergemeinschaft hervor: das enge Bündnis mit den Ubangi-Bviri. Die faszinierenden Auswirkungen finden sich in der bestehenden Zweisprachigkeit und einer Konservierung des Luo-Wortschatzes, während die Grammatik eine fortschreitende strukturelle Konvergenz aufzeigt.
Der Anstoß zu dieser Sprachstudie ist vorrangig zwei Umständen geschuldet: erstens ist das Boor bislang kaum dokumentiert, und zweitens verspricht es äußerst wertvolle Einblicke in das Feld der Sprachkontaktforschung. Die hier vorgestellten Ergebnisse beruhen in erster Linie auf Datenmaterial aus zwei Feldforschungsaufenthalten der Autorin in Khartoum im Jahr 2007.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine deskriptive Grammatik in Übereinstimmung mit der Basic Linguistic Theory anzubieten. Jedoch ist der vorliegende Band auf die Beschreibung von Phonologie und Morphologie beschränkt; Syntax und Pragmatik sollen in einer Folgepublikation behandelt werden. Die Studie bietet zuerst einen Überblick über die Phonologie des Boor, indem das Phoneminventar, die phonologischen Prozesse sowie Erörterungen zum historischen Wandel untersucht werden und einen zweiten, der Morphologie gewidmeten Teil.
In mehreren Kapiteln werden hier Nomen, Nominalphrase und Pronomen beschrieben. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Dokumentation des Verbs und des Verbalsystems. Die Beschreibung der verschiedenen Wortklassen wird durch zwei Unterkapitel zu Funktionswörtern und Ideophonen abgeschlossen. Die Schlussfolgerungen aus den vorangegangenen Kapiteln beenden das Werk.