1998
690 Seiten
19 Karten, 28 s/w-Fotos, Personen- und Ortsregister, Sachregister
Textsprache: Deutsch
Carola Lentz analysiert die Geschichte der Konstruktion neuer ethnischer Identitäten in einer Gesellschaft im heutigen Nord-West-Ghana, die in vorkolonialer Zeit kein Häuptlingstum und keine fest abgegrenzten Stämme kannte. Die Autorin führte in ihrer mehrjährigen Forschung zahlreiche Interviews und stellte Materialien aus kolonialen Archiven zusammen. In ihrer Studie zeigt sie, wie ethnische Kategorien, Institutionen und Grenzen in einer komplexen Interaktion von kolonialen Verwaltern, neu eingesetzten Häuptlingen, Arbeitsmigranten und der neu entstehenden Bildungselite mit verschiedenen Interessen entstehen und verändert werden.
Ein zentrales Argument ist, dass ethnische Ethnologien Bilder einer natürlichen unveränderlichen primordialen Identität entwerfen, aber dass hinter dieser Fassade Raum für vielfältige Bedeutungen und Aushandlungsprozesse bleibt. Die neue Dagara-Identität wird zur Arena der Auseinandersetzung über z.B. die politische Konkurrenz verschiedener Gruppen und die Beziehung zwischen der Bildungselite und ihren ländlichen Verwandten.
Ein besonderes Augenmerk legt die Studie dabei auf die Produktion und den Streit um Geschichte: Die Siedlungsgeschichte und die Einführung des Häuptlingstums sind Felder, auf denen die unterschiedlichen Gruppen konkurrierende Versionen der Vergangenheit entwerfen und durchzusetzen versuchen.
Unter den nachstehenden Verweisen finden Sie weitere Publikationen zu ghanaischen Sprachen und Kulturen: