2010
355 Seiten
4 Karten, 7 s/w-Fotos, 2 Genealogien, 20 Tabellen, Namens- und Sachindex
Textsprache: Englisch
Kulturelle Nachbarschaft versteht sich als eine Gemeinschaft über ethnische Grenzen hinaus, die Sicherheit bietet und ein Zusammengehörigkeitsgefühl schafft. Sie umfasst Feindschaft und Freundschaft, unterstützt kulturelle Unterschiedlichkeit, vermehrt das Wissen und fördert Widerstandsfähigkeit (Resilienz). Kulturelle Nachbarschaft bedeutet Siedlungsraum, gemeinsame Wertauffassung(en) und Erlebnisse, ist flexibel und gleichzeitig äußerst regelbehaftet. Kulturelle Nachbarn sind sich einander bewusst und aneinander interessiert, sie tauschen sich miteinander aus, gewöhnen sich aneinander und entwickeln unter Aufwendung von Zeit, Engagement und Einfallsreichtum eine genaue Kenntnis ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Die Art und Weise, wie sich interethnische Kontakte zwischen den zahlreichen Gruppen Südäthiopiens wandeln und andauernden Verhandlungen unterliegen, bildet den Schwerpunkt dieses Sammelbandes, wobei das spezielle Interesse auf nachbarschaftlicher Interaktion liegt. Darüber hinaus versucht dieses Werk, bisherige Auffassungen von kultureller Nachbarschaft zu erweitern. In dreizehn Beiträgen verdeutlichen die Autor*innen, wie sich benachbarte Gruppen im südlichen Äthiopien positionieren, während sie ihre Regeln, Meinungen, Wirtschaftsweisen, Rituale, Wünsche und Geschichten zusammenbringen. Durch die Betrachtung der Verhaltensweisen von Menschen, die in direkter, entfernter oder nur kurzzeitiger, wenn nicht gar sporadischer Nachbarschaft leben, wird deutlich, dass gegenseitige Kenntnis voneinander immer eine Herausforderung darstellt und ständig unter Heranziehung aller denkbaren Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen gestaltet werden muss.
Die hier aufgezeigten Beispiele können ebenfalls einen Beitrag zum besseren Verständnis einer globalen kulturellen Nachbarschaft, der zwar Konflikt und Frieden auch innewohnen, aber beiderseitiges Wissen übereinander und Respekt voreinander überwiegen, leisten.
INHALT
Günther Schlee: Preface
Echi Christina Gabbert: Introduction
Ivo Strecker: Modalities of cultural neighborhood – A view from Hamar
Susanne Epple: Culture, contact, and identity – The multiethnic composition of the Bashada of southern Ethiopia
Felix Girke: Bondfriendship in the cultural neighborhood – Dyadic ties and their public appreciation in South Omo
Toru Sagawa: Local potential for peace – Trans-ethnic cross-cutting ties among the Daasanech and their neighbors
Yvan Houtteman: Murder as a marker of ethnicity – Ideas and practices concerning homicide among the Daasanech
Echi Christina Gabbert: Mountains for each other – Some insights into Arbore–Wata Wando relationships
Yukio Miyawaki: The interethnic relationship between the Hor and Tsamakko
Graziano Savà / Sophia Thubauville: The Ongota – A branch of the Maale? The heterogeneity of the Ongota lexicon as the result of cultural contact
Nicole Poissonnier: Favourite enemies – The case of the Konso
Sophia Thubauville: Amity through intermarriage – Some outcomes of a workshop on inter-marriage between the Maale, Aari and Banna people of southern Ethiopia
Gebre Yntiso: Language contact and its consequences in Aari
Shauna LaTosky / Louren Nakali: The realities of reality TV in a Nyangatom village
Jean Lydall: The paternalistic neighbor – A tale of the demise of cherished traditions