Marc Seifert: „Derjenige, der sich selbst erschaffen hat …“ – Motivuntersuchungen zu Heldenerzählungen aus Nordnamibia und Südangola [PDF]

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ISBN 978-3-89645-283-2 Artikelnummer: 283 Kategorie: Schlagwörter: , , , , , , , , ,

Beschreibung

2009
437 Seiten
1 Farbkarte, 1 s/w-Karte, 4 Farbfotos, 2 s/w-Abbildungen, 10 Tabellen, Anhang

Textsprache: Deutsch

Im vorliegenden Band analysiert und interpretiert der Autor die Erzählelemente und Motive von 30 Heldenerzählungen der Bantu-sprachigen Bevölkerungsgruppen in Nordnamibia und Südangola, die aufgrund inhaltlicher Gemeinsamkeiten und der auftretenden Heldenfiguren zu einem Korpus zusammengefasst wurden, und versucht, die kulturelle und historische Bedeutung dieser Erzählungen für die sie tradierenden Gesellschaften zu ermessen.

Darüber hinaus widmet sich der Verfasser nicht nur der Anwendung, sondern auch der Adaption und Erweiterung von interdisziplinären und diskursiven Methoden zur Motivforschung, die der Aufbereitung von oralliterarischen Erzählmotiven für einen Vergleich im Rahmen der Afrikanistik und anderer textforschender Fächer dienen, sowie der Formulierung und Etablierung der zwei Erzähltypen Sambilikita – „Derjenige, der sich selbst erschaffen hat“, und Tjakova – „Der regenmachende König“ aus dem Textkorpus heraus.

Auffällig ist zunächst die vergleichsweise große Zahl von Erzählungen, die in bemerkenswert detaillierter und verblüffend ähnlicher Weise das Leben einiger Heldenfiguren beschreiben. Diese scheinen überregional bzw. überkulturell verwandt zu sein, was sich z.B. in einer weitgehend identischen Namensgebung widerspiegelt. Hinzu kommt, dass sich die Erzählungen nicht nur inhaltlich, sondern auch formell deutlich von den restlichen fiktionalen Texten der Region abheben.

Die Geschichten beginnen vorwiegend mit der Thematisierung der Umstände, die zur übernatürlichen Geburt der Hauptfigur – meist aus einem Ei – führen, welche dann verschiedenen Bedrohungen ausgesetzt wird, bevor sie sich schließlich auf eine von ,unlösbaren‘ Aufgaben und Proben bestimmte Suchwanderung, die Magische Flucht, begibt. Am Ende dieser Wanderung findet stets ein Kampf gegen einen zunächst überlegen wirkenden sakralen König oder einen die Gemeinschaft bedrohenden Oger statt, aus dem der Held, der auch als unpromising hero oder Jüngster auftreten kann, siegreich hervorgeht. Es folgt die Rettung seines entführten Vaters, seiner verschlungenen Mutter und ggf. weiterer Opfer aus dem Bauch des Verschlingers.

Die Heldenerzählungen enden abrupt mit der Machtergreifung der Heldenfigur, die zum neuen regenmachenden bzw. göttlichen König wird. Zwar wurden bereits einige dieser Erzähltexte publiziert, kommentiert und aufeinander bezogen, jedoch fehlt bislang ein sprach-, literatur- oder kulturübergreifender Vergleich, der aber umso notwendiger erscheint, da die Geschichten in hohem Maße von kollektiven Ideen einer Südwestbantu-Werte- und Kulturgemeinschaft geprägt sind und somit eine kulturelle Binnenperspektive zu ihrer Untersuchung nicht ausreicht. Diese Lücke möchte das vorliegende Buch schließen.