Paola Ivanov: Vorkoloniale Geschichte und Expansion der Avungara-Azande [PDF]

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Eine quellenkritische Untersuchung

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Beschreibung

2000
784 Seiten
16 Karten, 14 Genealogien, 4 Abbildungen, 51 Tabellen, Balacron-Einband / Fadenheftung

Textsprache: Deutsch

Die vorliegende Studie widmet sich der Geschichte und der politischen Organisation der Azande, die durch die Forschungen von E.E. Evans-Pritchard berühmt wurden. Im Vordergrund stehen dabei die Rekonstruktion der erstaunlich schnellen und weitreichenden Expansion der Azande unter der Führung des Avungara-Herrscherklans und die Untersuchung des Herrschaftssystems, das ihrer Ausbreitung zugrundelag. Die Avungara dehnten ihren Machtbereich von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an über ein ausgedehntes Gebiet in der Region der Nil/Kongo-Wasserscheide aus – ein Gebiet, das heute unter der Zentralafrikanischen Republik, dem Sudan und der Demokratischen Republik Kongo aufgeteilt ist.

Grundzug ihrer Herrschaft war, dass sie keine zeitlich und räumlich beständigen politischen Gebilde hervorbrachte, sondern eine variierende Anzahl stetig expandierender Fürstentümer, deren Fortbestand an die Person des jeweiligen Herrschers gebunden war. Durch die Eingliederung zahlreicher Gruppen unterschiedlicher sprachlicher und ethnischer Herkunft bildete sich der Bevölkerungskomplex heraus, für den sich die Kollektivbezeichnung Azande eingebürgert hat. Die gängige Interpretation der Avungara-Azande-Expansion als vornehmlich militärische Eroberung ist nicht zum Erfassen der politischen Dynamik geeignet.

Die Untersuchung zeigt, dass diese Auffassung vielmehr das von nordsudanesischen Händlern und europäischen Reisenden des 19. Jahrhunderts stammende Stereotyp der Azande als wilde Krieger und Kannibalen (Niam-Niam) reproduziert. Die detaillierte Auseinandersetzung mit den Vorgängen der Expansion und der Eingliederung immer neuer Bevölkerungsteile schafft das realitätsnähere Bild eines flexiblen, von machtpolitischen Strategien geleiteten Systems, das sich auf persönliche Macht, Allianz- und Klientelbildung gründete.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Reaktion dieses Systems auf die Begegnung mit den nordsudanesischen Händlern und später den europäischen Kolonisatoren, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Geschichte der Region mitprägten, sowie dem darauf beruhenden europäischen Diskurs über die Azande und ihre Nachbarn.