Robert Nicolaï: La force des choses ou l’épreuve ‘nilo-saharienne’ [PDF]

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Questions sur les reconstructions archéologiques et l’évolution des langues

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ISBN 978-3-89645-099-9 Artikelnummer: 099 Kategorien: , Schlagwörter: , , , , , , ,

Beschreibung

2003
XVI, 577 Seiten
2 Karten, 2 Faksimile-Abbildungen, zahlreiche Tabellen und Übersichten, Anhänge: Ethnolinguistic Situation in Bagudo Local Government, Récapitulatif des rapprochements analysés, Les semantic sets de Lionel Bender, Inventaire des entrées croisées avec les racines PNS de Christopher Ehret, Index

Textsprache: Französisch

Die nilo-saharanische Sprachfamilie ist eine der vier großen Sprachfamilien des afrikanischen Kontinents. Sie erstreckt sich in östlicher Richtung vom Niger bis nach Westäthiopien und von dort bis nach Nordtansania im Süden. Während der Status des Nilo-Saharanischen als Familie seit Greenberg (1963) weitgehend anerkannt ist, war die interne Klassifikation bisher umstritten. So wurde das Songhay von ihm der nilo-saharanischen Sprachfamilie zugeordnet, von anderen wiederum als isoliert betrachtet oder dem Tschadischen zugesprochen.

Vor dem Hintergrund der kontroversen Diskussion und auf der Grundlage eigener Quellen untersucht der Autor die sprachhistorische Zuordnung des Songhay aufs Neue. Zunächst unterzieht er die genetischen Gliederungsvorschläge (Bender 1997 und Ehret 2001) einer eingehenden Kritik, ehe er die lexikalischen Beziehungen des Songhay zum Afroasiatischen näher untersucht. Diese wurden bisher noch wenig beachtet. Er gelangt dabei zu dem Schluss, dass das Songhay kein Mitglied der nilo-saharanischen Sprachfamilie ist, sondern stattdessen in einer nicht-genealogischen Beziehung, die noch näher bestimmt werden muss, zum Afroasiatischen steht. Dies lässt eine alte Kontaktsituation zwischen dem Songhay und den afroasiatischen Sprachen vermuten.

Die Studie soll zum einen die Vielfalt der sprachhistorischen Faktoren betonen. Die Erkenntnisse, zu denen der Autor gelangt ist, haben darüber hinaus jedoch noch weitere Implikationen:

1. im empirischen Bereich: Der globale Zusammenhalt der angeblichen nilo-saharanischen Familie und die Methoden ihrer Konstruktion werden infrage gestellt. Zugleich ergibt sich die Notwendigkeit, ein neues Forschungsgebiet zu eröffnen, das sich der Dynamik des Kontakts zwischen den afroasiatischen und der benachbarten subsaharanischen Sprachen widmet.

2. im theoretischen und methodologischen Bereich: Es zeigt sich, dass die klassischen Methoden des historischen Vergleichs schriftloser Sprachen Grenzen haben und dass ihre kritiklose Anwendung die Gefahr fehlerhafter Rekonstruktionen in sich birgt.

3. im anthropologischen und ‚historischen‘ Bereich: Die Studie zeigt, welchen Beitrag neue, präzisere Forschungsansätze bei der weiteren Klärung der soziokulturellen Prozesse, die sich notwendigerweise in dieser Kontaktzone Afrikas ereignet haben müssen, leisten können.

Im Verlaufe seiner Abhandlung untersucht der Autor, welche Rolle dialektologische, areale und stratifikatorische Faktoren bei der Dynamik der historischen Sprachentwicklung spielen. Er unterstreicht die Risiken der vorgegebener Rekonstruktionsmuster, denen ein historisch-vergleichender Wissenschaftler ausgesetzt ist. Als ‚Erklärungsprinzipien‘ der Sprachentwicklung stellt er Sprachkontakt und Vielsprachigkeit in den Vordergrund.