1991
255 Seiten
32 Erzählungen mit Motivvergleichungen und Interpretationen
Textsprache: Deutsch
Der Hauptteil dieses Bandes enthält 32 Märchen der Nama und Damara in Namibia, die die Autorin im Lande aufzeichnete und ins Deutsche übersetzte. Wohl kaum eines dieser Märchen ist unter diesen Ethnien entstanden. Vielmehr handelt es sich um ursprünglich europäisch-asiatisches Erzählgut, das seit dem 19. Jahrhundert auf vielen Wanderungen Einzelner und ganzer Gruppen aus dem Kapland nach Norden mitgeführt wurde. Äußerlich mögen die Geschichten europäisch wirken, doch innerlich sind sie weitgehend dem afrikanischen Denken angepasst.
Was an ihnen besonders fasziniert, ist die Gestaltungsfreiheit der Erzähler. Das Geschehen wird in die Welt von heute versetzt. Wenn beispielsweise der Held die Rätselprinzessin heiratet, geht es zu wie auf einer Dorfhochzeit unserer Tage: die Autos veranstalten ein Hupkonzert, und Gewehrsalven krachen zum Salut. Dadurch strahlen die Märchen etwas Kraftvolles und Quicklebendiges aus.
Die weiteren Teile des Buches informieren über die Erzähler, die Verbreitung der Märchen im südlichen Afrika und erklären Elemente der jeweiligen Geschichten. Zum Schluss geht die Autorin ausführlich auf das Phänomen der Entlehnung und des Wandels vom ursprünglich europäisch-asiatischen zum afrikanischen Märchen ein.