Trutz von Trotha / Jakob Rösel (eds.): On Cruelty · Sur la cruauté · Über Grausamkeit [PDF]

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SBS Siegener Beiträge zur Soziologie Band 11

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Beschreibung

2011
VIII, 585 Seiten
4 s/w-Fotos, 2 farbige Abbildungen, 14 s/w-Abbildungen

Textsprachen: Englisch, Deutsch, Französisch

Grausamkeit hat viele Gesichter, und es wäre müßig, wollte man alle ihre Formen aufzählen: von den Tierquälereien eines Kindes bis hin zu den Folterungen der Sicherheitspolizei. Allein die institutionalisierte Grausam­keit erweist sich als bemerkenswert vielfältig – Krieg, Folter, Gefängnislager, erzwungene Prostitution, Men­schenopfer, blutige Initiationsrituale, tödliche Sportwettkämpfe, Gewalt in den Medien oder öffentliche Tierquä­lerei sind nur einige wenige Beispiele. Diese Aufzählung wird sich niemals abschließen lassen, da das Phänomen Grausamkeit zeitlos und damit immer modern sein wird – von den Pfählungen, Kreuzigungen, der Garrote und Guillotine über die Massenerschießungen, Gaskammern und Menschenversuche in Nazideutschland und den Praktiken der stalinistischen Gulags bis zu den an Kränen aufgehängten Homosexuellen in Iran, den Handgrana­ten der Interahamwe und den orangen Anzügen der Gefangenen in Guantánamo.

Grausamkeit ist ein Spiegel der Lebensbedingungen und Errungenschaften einer Gesellschaft. Sie ist so alt wie die Menschheitsgeschichte und überschreitet soziale und kulturelle Grenzen. Keine Gesellschaft kann von sich selbst behaupten jegliche Form von Grausamkeit zu unterbinden, auch wenn sich der Grad der Freiräume zur Ausübung grausamer Handlungen und deren Praktiken im gesellschaftlichen Vergleich extrem unterscheiden. Bei der Betrachtung von Grausamkeit als empirisches Phänomen erscheint es unmöglich der kulturellen und historischen Relativität von Gut und Böse, Moral und Unmoral oder Richtig und Falsch auszuweichen.

Auf der Konferenz Institutions of Cruelty – Interdisciplinary Perspectives in Rostock im Juni 2009 trafen sich Forscher/innen aus Europa und den USA, um sich über die Möglichkeiten zur Theoriebildung und Forschung zur Grausamkeit auszutauschen. Die Beiträge im vorliegenden Werk geben einen Einblick in die Tagungsinhalte indem sie interdisziplinäre Forschungsergebnisse – von anthropologischen, soziologischen, psychologischen und politisch philosophischen Grundlagen zu Grausamkeit hin zu Themen wie Folter und Menschenopfer, sowohl aus historischer als auch gegenwärtiger Perspektive – präsentieren.

Haben die einzelnen Artikel auch verschiedene Schwerpunkte, so stellt der übergeordnete Kontext eine Ethno­graphie der Grausamkeit dar, die nicht durch die Grenzen zwischen Gesellschaften, Kulturen oder historischen Epochen eingeschränkt oder unterbunden wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Autoren den Anspruch erheben Grausamkeit als ein universelles Phänomen verstanden zu wissen, wodurch anthropologi­schen Fragestellungen und Ergebnissen eine hohe Priorität eingeräumt wird.

INHALT

Introduction

Trutz von Trotha: On Cruelty – Conceptual Considerations and a Summary of an Interdisciplinary Debate

Part I – On the Foundations of a Theory of Cruelty

Étienne Le Roy: Entre évitements et engagements citoyens – Pour une épistémologie transmoderne d’une science de la cruauté et une éthique de la citoyenneté

Heike Kämpf: Grausamkeit aus der Sicht der Philosophischen Anthropologie

Part II – Psychological and Anthropological Foundations of Cruelty

Sophie de Mijolla-Mellor: Approche psychanalytique de la cruauté

Trutz von Trotha: Dispositionen der Grausamkeit – Über die anthropologischen Grundlagen grausamen Handelns

Part III – On the Anthropology, Sociology, and Political Philosophy of Cruelty

Jürg Helbling: The Tactical Use of Cruelty in Tribal Warfare

Randall Collins: Ritual Boundary Violence and Bureaucratic Callousness – Two Structural Causes of Cruelty

Thomas Klatetzki: Cruel Identities

Yves Bizeul: Éléments d’une philosophie politique de la cruauté

Dierk Spreen: Cruelty and Total War – Political-Philosophical Preconditions of the Dissociation Mentality

Part IV – On Human Sacrifice

Antje Gunsenheimer: The Study of Human Sacrifices in Pre-Columbian Cultures – A Challenge for Ethnohistorical and Archaeological Research

Hubert Roeder: Der Nedjti zwischen Kriegszug und Vernichtungsopfer – Potenzielle Räume institutionalisierter Grausamkeit im Alten Ägypten

Heinz-Günther Stobbe: Menschenopfer als Institution der Grausamkeit – Ihre Überwindung als Paradigma zur Lösung interkultureller Konflikte

Part V – On Torture

Katharina Inhetveen: Towards a Body Sociology of Torture

Hans-Jörg Albrecht: Grausamkeit – eine juristische Perspektive

Jörg Kinzig: Rückkehr der Folter? Die juristische Debatte über Folter in Deutschland

Wolfgang Grenz: Challenges to the Global Fight Against Torture

Part VI – On the History of Cruelty

Jakob Rösel: Grausame Herrscher – die Delhi-Sultane

María Isabel del Val Valdivieso: Cruelty in Medieval Castile – War, Towns and Monarchy in the XV Century

Matthias Häussler: Grausamkeit und Kolonialismus – Zur Dynamik von Grausamkeit

Angela Schwarz: “… absurd to make moan over the imagined humiliation and degradation“ – Exhibiting the Colonial Other at World’s Fairs and the Institutionalization of Cruelty

Andreas Baumer: The Civil War and the Regime of Generalísimo Franco – Cruelty as a Strategy for the Obtainment, Legitimisation, and Consolidation of Political Power

Summaries of the Contributions
Some Notes on the Contributors

Verschiedene Tagungsbände zu den Konferenzen der Arbeitsgruppe Deutsch-Französischer Rechtsethnologen (AGERE) wurden ebenfalls in unserem Programm veröffentlicht:

W.J.G. Möhlig / T. von Trotha (Hrsg./éds.): Legitimation von Herrschaft und Recht / La légitimation du pouvoir et du droit [PDF]

J. Rösel / T. von Trotha (eds.): The Reorganisation or the End of Constitutional Liberties? La réorganisation ou la fin de l’état de droit? [PDF]

J. Rösel / T. von Trotha (Hrsg.): Dezentralisierung, Demokratisierung und die lokale Repräsentation des Staates [PDF]

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